10.01.2025
Barmherzigkeit fragt nicht nach Schuld
Jose Andrès ist Sternekoch, Betreiber mehrerer Edelrestaurants, hat Kochbücher veröffentlicht und ist bekannt durch Kochshow im Fernsehen.
Doch das ist nur die eine Seite des amerikanisch-spanischen Spitzenkochs.
Sein anderes Engagement ist ein weltweit agierender spezieller Lieferdienst.
Aber der liefert keine Pizzen und Pasta zum gemütlichen Essen nach Hause.
Seine „World Central Kitchen“, kurz WCK, stellt nahrhaftes Essen in großen Mengen in Krisengebieten bereit.
Nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010 gründete der Starkoch Jose Andrès zusammen mit seiner Frau Patricia diese Hilfsorganisation.
Sie bauen Garküchen dort auf, wo Naturkatastrophen alles zerstörten, wo Krieg ist und Menschen auf der Flucht sind.
WCK arbeitet mit Menschen vor Ort zusammen. Denn die kennen die Lage, sprechen die Sprache, haben die Kontakte. In Gaza kamen sechs Mitarbeitende bei einem Drohnenangriff ums Leben. Barmherzigkeit ist manchmal lebensgefährlich.
Ganz schwierig wurde es, als WCK in Gaza über 60 Mitarbeitende entlassen sollte, weil sie möglicherweise Kontakte zu palästinensischen Terrorgruppen hatten. Es ist eine Gratwanderung, dort zu arbeiten, wo seit Jahrzehnten Besatzung und Terror zuhause sind. Dabei geht es um Hilfe für hungernde Menschen, nicht um Politik. Barmherzigkeit sucht die Opfer und nicht die Schuld.
World Central Kitchen wurde im letzten Dezember mit dem Marion-Donhöff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg