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09.01.2025
Nachbarschaftsliga

Wer ist beim Spiel die umstrittenste Person auf dem Fußballplatz? Natürlich der Schiedsrichter. Denn ohne einen, der entscheidet, ob ein Foul ein Foul war und wer den Ball bekommt, würde einerseits das große Chaos ausbrechen, anderseits sind das doch in vielen Augen sowieso bloß Pfeifen.

Die Turniere der Jerusalemer Nachbarschaftsliga finden ohne Schiedsrichter statt. Kinder aus verschiedenen Stadtteilen spielen dort gegeneinander. Einmal pro Monat treffen dort jüdische und arabische Kinder aufeinander. Auch nach dem 7. Oktober vor über einem Jahr und nach den israelischen Angriffen auf Gaza.

Nach einem Foul, oder wenn der Ball wieder mal im Aus gelandet ist, müssen die Mannschaften miteinander klären, wer den Ball bekommt und wie es weitergeht.

Ohne Schiedsrichter zu spielen, ist Programm. Die Kinder sollen lernen, gut zu streiten und respektvoll miteinander umzugehen. Das ist völlig anders, als wenn ein Schiedsrichter Ansagen macht und eine komplette Mannschaft auf ihn schimpfen kann. Und das beim Fußball, wo es oft so emotional zugeht und alle nur davon träumen, dass die eigene Mannschaft den Platz 1 in der Liga holt, egal wie.

Gestritten wird auf Augenhöhe. Es ist unwichtig, woher die Mannschaft kommt, niemand wird bevorzugt. Alle stehen sich gleichberechtigt gegenüber. Es zählen sportliche Argumente und Einsicht.

Vielleicht bringt das etwas für die Zukunft in Jerusalem.

Und vielleicht können wir alle lernen, mehr auf Augenhöhe zu streiten und gemeinsam faire Lösungen zu erarbeiten. Das sollte doch bei uns viel einfacher sein als in Jerusalem. Wir sind doch keine Pfeifen. Oder?

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg 


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