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12.09.2024
Enkel

Eisessen kann eine Katastrophe sein.
Unser Enkel, gute vier Jahre alt, ohne seine Eltern eine Woche bei uns, will sein Eis in der Waffel.
Draußen an der Eisdiele gibt es aber nur Eisbecher. Wegen der Mehrwertsteuer. Verstehe ich
nicht. Unser Enkel auch nicht.
Geschrei. Ruhiges Argumentieren der Großeltern.
Keine Waffel, noch mehr Geschrei. Opa wird unruhig und … lauter. Die anderen Gäste werden
aufmerksam. Das ist echtes Live-Fernsehen.
Eine Ersatzwaffel rettet nichts. Bockig. Jetzt geht nichts mehr.
Vor 35 Jahren hatte ich zuletzt solche Probleme … mit der Mutter unseres Enkels und ihren Ge-
schwistern.
Damals waren meine Nerven 35 Jahre weniger belastet, gestresst, abgenutzt.
Bezahlen, Abmarsch. Geschrei.
Erstmal Abstand zum Ort des Geschehens. Dann Pause auf einer Parkbank. Ein kleiner Mensch
ringt sichtbar mit der Situation, sein Großvater auch.
Dann reden wir, beruhigen uns, vertragen uns.
Für mich eine Lebenserfahrung, für unsren Kleinen hoffentlich prägend.
Das hat Jesus vermutlich gemeint, als er seinen Jüngern die Kinder zur besonderen Fürsorge ans
Herz gelegt hat.
Für jemanden sorgen, kann unerwartet schwierig sein.
Am Abend dann: Opa, ich hab Dich lieb! Ich Dich auch!
Wir drücken uns fest. Fürsorge kann so einfach sein.

Gerührt grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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