24.10.2022
Frieden lernen
Ein Hüne, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet – es war die Sowjetunion, die diese Bronzeskulptur von Jewgeni Wutschetitsch 1959 den Vereinten Nationen geschenkt hat.
Ein Symbol. Als Aufnäher haben es in der DDR mutige Jugendliche auf der Jacke getragen. Viele haben schweren Ärger dafür bekommen. Der Aufnäher hatte nämlich auch ein Bibelzitat drauf, den Hinweis auf den Visionär Micha, der vor vielen Hundert Jahren voraussah, dass wir irgendwann unsere “Schwerter zu Pflugscharen und unsere Spieße zu Sicheln machen. Dass kein Volk gegen das andere das Schwert erheben wird, und dass wir fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen.”
Die Aufnäher sind verschwunden wie die Jeansjacken, und die Skulptur steht in New York im Garten. Abrüstung und Frieden – ein vergessener Traum?
Das Kriegshandwerk ist schnell gelernt. Viel zu schnell. Mit dem Frieden ist das schwieriger. Es reicht nicht, einfach zu vergessen, wie man Krieg führt. Frieden zu schaffen, das ist eine Fertigkeit. Die musst du lernen – die kannst du lernen. Zuerst das kleine Einmaleins der gewaltfreien Kommunikation, um Schritt für Schritt wahre Meisterschaft darin zu erlangen, das Schwert in die Ecke zu stellen.
Heute, am 24. Oktober beginnt die internationale Woche der Abrüstung. Ich denke an die vielen Menschen, die sich hinter den Kulissen für Frieden und Abrüstung einsetzen. Es müssen viele sein; viel mehr, als ich denke. Gäbe es sie nicht, wären wir schon längst nicht mehr da in dieser Welt voller Waffen.
Conrad Krannich, Halle