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12.07.2017
Hier stehe ich

Er steht und steht. Er kann auch nicht anders, denn er ist aus Bronze. Windumweht, taubenumflattert, immerhin mit einem kleinen Dach über dem Kopf. Auf Fotos ist er oft der Hintergrund, aber meistens ist er gar nicht mit drauf. Nur bei großen Gruppen, wenn der Fotograf weit weg gehen muss, dann sind manchmal seine Füße mit im Bild.
Das Lutherdenkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg ist Zielpunkt, Treffpunkt und Ausgangspunkt für die vielen Touristen, die die Stadt besuchen. So, wie Luther da steht, fällt einem sofort sein berühmter Ausspruch ein. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ Vor dem Reichstag in Worms hat er das gesagt, als er alle seine neuen Ideen widerrufen sollte. Und es nicht getan hat. Mach ich nicht, hat er gesagt. Ich stehe dazu, was ich gesagt habe. Mein Gewissen zwingt mich dazu.
Im Moment haben wir auf dem Wittenberger Marktplatz neben dem Lutherdenkmal ein kleines Podest aufgebaut. Die Stufen wie beim großen Denkmal, dann ein Würfel mit den Worten HIER und ICH. Raufklettern ist ausdrücklich erlaubt. Auch dort wird viel posiert und fotografiert. Und hoffentlich auch ein bisschen nachgedacht: Wozu stehe ich eigentlich? Wovon rücke ich nicht ab? Und gibt es Momente, an denen ich sogar mein Gewissen spüre?
Eine klare Haltung, die wünsche ich mir oft von anderen. Aber diese Haltung erwarten auch andere von mir. „Hier stehe ich.“ Sagen sie das ruhig mal laut.

Eine klare Haltung wünscht Ihnen heute
Pfarrerin Kathrin Oxen aus der Lutherstadt Wittenberg


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