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05.08.2022
Ja und nein

Eines der Wörter, die ich nicht mag, ist „Jein“. Weder Ja noch Nein – weder Zustimmung noch Ablehnung, sondern irgendwie dazwischen. Natürlich weiß auch ich, dass es nicht selten Situationen in unserem Leben gibt, wo weder ein Ja noch ein Nein die passende Antwort ist – aber ich denke, dann ist es besser, ich schweige und gebe keine Antwort. Besonders schwer fällt es mir, wenn ich in einer Gruppe zu einem Ja oder Nein gedrängt werde – weil ich mich unter Druck gesetzt fühle oder mich nicht traue, entschieden und offen eine andere Meinung als die Mehrheit zu vertreten. Kein Mensch fällt als Ja- oder Nein-Sager vom Himmel, sondern wir lernen von Kind an in Beobachtung und Imitation in der Familie und Schule entschieden Ja oder entschieden Nein zu sagen oder zu schweigen. Und außerdem sieht man mir von außen an meinen Gesichtszügen meist schon an, ob ich einverstanden bin oder nicht. In jüngster Zeit fällt mir auf, dass sich Menschen, die aus Schutz vor einer Coronainfektion eine medizinische Maske tragen, rechtfertigen müssen, warum sie das tun. Dabei ist doch jeder von uns frei zu entscheiden, ob sie oder er sich sicherer fühlt, mit anstatt ohne Maske zu sein. In der Bibel sagt Jesus an einer Stelle: Euer Ja soll ein Ja und euer Nein ein Nein sein; alles andere ist von Übel. Denn ein Jein ist wie bei einer Wanderung auf halber Strecke stehen bleiben und nicht weiter gehen – dann entweder umkehren oder weiter gehen bis zum Ziel, auch wenn es anstrengend wird.

Einen Tag kluger Entscheidungen wünscht Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle


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