04.11.2017
Kängurus sind nicht peinlich
Zwei Männer hüpfen im Kängurukostüm über den Platz vor dem Regierungssitz in Melbourne. Ist das nicht peinlich und albern? Das war vor 10 Jahren und die beiden sind Bill Williams und Tilmann Ruff, zwei australische Ärzte. Sie haben die Kampagne iCAN gegründet. Und weil es so ähnlich klingt und lustig wirkt, machten sie als „iCANgaroos“ in Kostümen auf sich aufmerksam. Die beiden Australier protestierten gegen die Atomwaffenlobby. Und überall auf der Welt schlossen sich Menschen an. Hartnäckig fordern sie von ihren eigenen Regierungen das Verbot aller Atomwaffen. Diese Waffen haben ja verheerende Wirkung und verursachen massive Spätfolgen. Bis heute erkranken die Enkel der verstrahlten Überlebenden von Nagasaki an Krebs. 72 Jahre nach dem Abwurf! Die Stadt Nagasaki ist längst wieder aufgebaut. Aber die Menschen leiden bis heute. Staaten wie Nordkorea und die USA drohen trotzdem einander mit dem Einsatz und der totalen Vernichtung. Was für ein Wahnsinn!
Dagegen schlüpften die beiden Ärzte aus Australien in ihre Kängurukostüme und begeisterten Menschen in aller Welt. Und man nahm die „iCANgaroos“ ernst. Einige Länder begannen die Forderungen zu unterstützen: Österreich und Südafrika; Brasilien und Irland. Im letzten Jahr unterzeichneten 122 UN-Mitgliedsstaaten den Verbotsvertrag. Großartig!
iCAN wurde nun mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Angefangen hatte es mit zwei Leuten im Kängurukostüm. Für ein gutes Ziel sollte einem nichts peinlich sein.
Aber Deutschland hat nicht unterschrieben. Und das finde ich mehr als peinlich.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg