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13.09.2017
Mit einer hölzern Wurzel

Jetzt fahrn wir über'n See, über'n See
jetzt fahrn wir über'n – See
mit einer hölzern Wurzel, …

Ja oder mit einer Fähre. In Bad Kösen. Auf der Saale. Wir stehen am Ufer und wollen übersetzen.
Eine Fährfrau ist da. Ein Seil ist quer über die Saale gespannt. Aber keine Kurbel, kein Ruder, kein Motor ist zu sehen. Nichts, was uns irgendwie hätte rüberziehen können.
Da nimmt die Fährfrau eine große Holzkeule. Am Ende ist eine tiefe Kerbe eingearbeitet. Die Fährfrau hängt die Kerbe über das Seil. Und weil die Keule sich am Seil festklemmt, wenn man Druck ausübt, kann die Fährfrau uns samt Fähre über den Fluss ziehen. Die Holzkeule setzt sie immer wieder nach. So geht es Stück für Stück über die Saale. Nur mit Muskelkraft und mit dieser hölzernen Wurzel. Das Ganze nennt man Querseilfähre.

Meine eigene Kraft und meine Möglichkeiten sind begrenzt. Mit klugen Hilfsmitteln und manchen Tricks können wir die eigene Kraft gut nutzen. Aber auch sie kommt an ihre Grenzen. Ich kann nicht alles alleine machen. Ich kann und muss mich nicht aus jeder Lage alleine herausziehen.
Da gibt es die Fährfrau, die das macht. Manchmal ist es der Freund.
Wenn es komplexer wird: die Beratungsstelle oder der Seelsorger.
In besonderen Momenten merke ich auch: Es ist Gott selbst. Er kann mir helfen, über den Fluss zu kommen wenn keine Brücke da ist, wenn meine Kraft nicht reicht und der Abgrund zu tief ist. Im Psalm heißt es: „Du holst mich wieder heraus aus den Tiefen.“
Gott als Fährfrau, die mich sicher an Land zieht - schöne Vorstellung, nicht?

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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