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25.07.2021
Mitten im Schlamm

„Und dann stand ich hier oben auf dem Balkon und habe zugeschaut wie innerhalb von einer halben Stunde mein ganzes Leben verschwunden ist.“

Der Schock sitzt tief bei der Frau. Furchtbare Tage waren das. So viele haben mit dem Leben bezahlt. So viele, die verletzt sind. So viel Zerstörung durch die gewaltigen Wasser- und Schlammmassen, die Vorgärten, Häuser, Einrichtungen und Fahrzeuge durch die Straßen spülten, als sei es das Spielzeug in einem Sandkasten.

Aber es ist bitterer Ernst. Und dann sind da die vielen noch unsichtbaren Schäden an den Seelen. Entwurzelte Bäume, entwurzelte Menschen. Das Letzte was ihnen geblieben ist, sind die Flutbilder im Kopf.

Von Grimma aus haben sich Feuerwehrleute mit Hilfsgerät auf den Weg ins Krisengebiet gemacht. „Helfen ist Bürgerpflicht,“ sagen sie. „und 2002 wurde uns geholfen durch wildfremde Menschen. Jetzt sind wir dran!“

Auch Notfallseelsorger sind unterwegs. Ihr Hilfsgerät ist das Ohr, das zuhört.

Pfarrerinnen begleiten Menschen, die kurz in ihre einsturzgefährdeten Häuser zurückkehren dürfen, um das Allernötigste zu bergen. Sie sehen das Leid und beten mit den Menschen.

Und es fällt auch ihnen schwer zu ertragen, wenn der alte Mann erzählt, dass er zwölf Stunden auf einem Baum ausharrte und mit ansehen musste, wie eine junge Frau unter ihm einfach weggespült wurde.

„Wo ist Gott?“ fragen manche.

„Gott ist im Schlamm.“ sagen sie. „Er schwimmt mitten im Unrat.“

„Gott ist im Feuerwehrauto“ sagen sie, „und lässt dich nicht allein.

Gott hat eine Schippe in der Hand und hat Tränen in den Augen.

Gott ist in dir, wo du zuhörst und hilfst.“

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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