30.10.2024
Morgens ein weites Herz und Lust zu singen
Einer meiner Lieblingshits, den ich gerne singe, ist das Lied „Auf und macht die Herzen weit, euren Mund zum Lob bereit“. Es passt besonders gut am Morgen, wenn es im Refrain heißt „Gottes Güte, Gottes Treu sind an jedem Morgen neu.“ Denn darin kann ich mit Gefühl aussprechen, dass ich dankbar bin, wenn nun die Nacht vorüber ist und ein neuer Tag beginnt. Und besonders dann, wenn mir bange ist, was an diesem Tag alles passieren wird. Der Wittenberger Rebell Martin Luther hatte vor 500 Jahren die Chuzpe und den Mut, christliche Texte mit beliebten Melodien aus den Wirtshäusern und studentische Gassenhauer zu verbinden – und daraus wurde eine singende evangelische Revolution. Männer und Frauen sangen mit rauen Stimmen in ihrer Mundart Hoffnungs- und Klagelieder. Im Gottesdienst und ebenso bei der Arbeit! Zugegeben haben sich die Melodien bis heute stark verändert – und die alten Schlager sind unseren Zeitgenossen, denen, die sie nicht kennen, sehr fremd. So entstehen immer wieder Lieder wie „Auf und macht die Herzen weit“ mit bekannten Melodien – und mir hilft es über den Tag, wenn ich so eine bekannte Melodie mitsumme. (Manchmal wie ein Ohrwurm). Und dann leise singe: „Gottes Macht schützt, was er schuf, den Geplagten gilt sein Ruf.“ Das wünsche ich allen Geplagten, dass sie es hören können und den Segen vom Himmel spüren.
Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle