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03.05.2024
Schoko-Moko

Der Zug ist ziemlich voll. Der Zugbegleiter kommt in den Waggon. Er kontrolliert die Fahrkarten. Ticket und Bahncard. Alles ok.

Dann beugt sich der Zugbegleiter zu einem Mann, dessen Haut ist dunkelbraun, fast schwarz. Schicker Anzug; am Koffer hängt so eine Flugzeugbanderole. Wer weiß, woher der kommt.

„Na Schoko-Moko,“ sagt der Zugbegleiter grinsend und schaut dabei Beifall heischend in die Runde: „hast du denn ein Ticket?“

Der Angesprochene guckt einen Moment, dann grinst er zurück und antwortet gelassen mit klarem norddeutschem Akzent: „Ja, der Schoko-Moko hat ein Ticket. Und eine Anwaltszulassung. Schoko-Moko ist unterwegs in seine Kanzlei. Da hat er eigentlich viel zu tun. Aber heute wird Schoko-Moko sich mal mit dem Thema fristlose Kündigung beschäftigen. Wie war doch gleich Ihr Name?“ Der Zugbegleiter wird käsebleich, stammelt etwas von Entschuldigung und verlässt eilig das Abteil.

Boah. Das war heftig. Aber ich frage mich: Was hätte ich gemacht, wenn alle einfach bloß gelacht hätten? Hätte ich feige weggeschaut?

Oder wäre ich endlich mal aufgestanden und hätte laut meine Meinung gesagt?

Aber zum Glück hat der Reisende mit dunkler Haut selbst reagiert. Dann muss ich ja nichts machen. Wie praktisch...

Ein bisschen mehr Courage, das wünsche ich mir. Haltung zeigen. Von mir selbst. Aber auch von allen andern, die mit im Abteil sind - und in unserem Land.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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