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02.12.2024
Sojourner Trouth

Es ist das allererste Mal in der Geschichte: Eine schwarze Frau klagt gegenüber einem weißen Sklavenhalter die Freiheit ihres Familienangehörigen ein – und sie gewinnt.
Sojourner Truth heißt sie. Als Schwarze wird sie in jungen Jahren verkauft wie Vieh und misshandelt. Das ging so weiter. Denn das geht immer so weiter, bis du befreit wirst oder bis du dich selbst befreist. Sojourner gelingt das. Sie flieht aus der Sklaverei. Aber ihre Kinder kann sie nicht alle mitnehmen. Ihr fünfjähriger Sohn Peter lebt als vertraglich gebundener Diener noch im Haushalt ihres einstigen Besitzers.
„Vertraglich gebundener Diener“ – dahinter verbirgt sich nichts anderes als Ausbeutung unter neuem Namen. Und der Besitzer nutzt dieses Schlupfloch, um den kleinen Peter in den amerikanischen Süden und damit faktisch zurück in die Sklaverei zu schicken.
So zieht Sojourner 1828 vor Gericht. Sie verklagt den Sklavenhalter wegen Menschenraubs; sie verklagt die Institutionen, die das zulassen. Und sie gewinnt. Und das ist eine Sensation! Ihr Sohn Peter erlangt die Freiheit, verwundet am ganzen Leib, aber am Leben.
Mit diesem Erfolg sieht sich Sojourner aber noch lange nicht am Ziel angelangt. Die Abschaffung der Sklaverei ist nur eines ihrer Lebensthemen, die volle gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Frauen ist das andere. Und diesen Kampf kämpft auch als gläubige Christin. Denn „Religion ohne Menschlichkeit“, sagt sie, „ist armseliges Zeugs.“
So ist es, sage ich, und wünsche uns allen heute den Mut derer, die nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen haben.

Conrad Krannich aus Halle


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