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27.05.2024
Spotter

Er sprintet los. Eins, zwei, fünf Schritte, dann springt er ab, streckt die Arme.

Und jetzt in Zeitlupe: Sein Körper dreht sich in der Luft. Die Arme kommen auf – flüchtiger Handstand. Die Beine passieren in der Luft die Senkrechte, schlagen über und setzen auf. Das war ein Flickflack; es folgen drei weitere. Dann schwingt er die Beine ein letztes Mal kraftvoll in die Höhe. Gleich wird er landen. Er beugt schon die Knie und richtet seinen Oberkörper auf. Aber er hat sich zu weit gedreht. Wenn er so aufkommt, wird er sich den Kopf verletzen. Er kommt dem Boden immer näher.

Da! Seine Trainingspartnerin. Sie macht einen großen Schritt nach vorn, gerade noch rechtzeitig. Sie umgreift ihn, fängt ihn, stabilisiert ihn. Beide purzeln zur Seite, lachen. „Mega“, sagt sie. „Das war richtig gut. Beim nächsten Versuch schaffst auch du die Landung.“

Heute ist der Tag des Purzelbaums. Jede Gymnastik-Karriere begann wahrscheinlich mit einem ersten Purzelbaum. Und jede Gymnastik-Karriere wäre vermutlich früh zu Ende gegangen, gäbe es da nicht die sogenannten Spotter. Sie verfolgen wie mit einem Spotlight, was passiert. Sie sind nur dafür da, Bewegungsabläufe vorherzusehen und rechtzeitig zu unterstützen: Sie fangen Sportler, die falsch aufzukommen drohen, oder schieben im letzten Moment eine Matte unter. Kein Training, kein Wettkampf ohne sie.

Hast Du Dein Spotlight auch auf mir, Gott? Fängst Du mich auf, wenn ich falle? Menschen sagen das jedenfalls von dir: Ob ich sitze oder gehe, ob ich liege oder stehe, du seist da Gott, mich von allen Seiten zu umgeben. Ich will mich heute darauf verlassen.

Conrad Krannich, Halle.


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