13.06.2017
Sternenzelt
„Nun ist das schon zwei Wochen her,“ sagt Sabine, „aber das werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen!“
Ich weiß ja, dass Sabine auf dem Kirchentag in Wittenberg war. Aber ich bin neugierig, wovon sie jetzt noch so rumschwärmt.
Und da erzählt mir Sabine von der Nacht der Lichter. Sie ist mit ihrem Mann am Samstag von Halle nach Wittenberg gefahren. Vom Bahnhof sind die beiden fast eine Stunde gelaufen, mit einem kleinen Rucksack auf die Festwiese an der Elbe. Das war anstrengend und heiß. Viele andere waren schon da.
Als die Sonne unterging, gab es auf der großen Bühne schöne Musik zum Zuhören und Lieder zum Mitsingen. Es wurde etwas vorgelesen und gemeinsam gebetet. Es gab Kerzen und den wunderbaren Sternenhimmel über der Wiese.
„Erst kurz nach Mitternacht haben wir uns müde und zufrieden in die Schlafsäcke gerollt.“ sagt Sabine „Wir haben im Freien übernachtet. Zusammen mit Tausenden anderen. Einfach so auf der Wiese. Obwohl die Mücken uns gepikst haben.“
Sabines Augen strahlen, als sie davon erzählt. „Als junges Mädchen, habe ich schon mal im Freien übernachtet.“ sagt sie. „Ich hatte aber längst vergessen, wie schön das ist: die Sterne; die Kühle der Nacht; die Vögel am Morgen und die ersten Sonnenstrahlen, die dich wecken. Der feuchte Tau auf der Wiese. Als ob das der liebe Gott alles nur für mich gemacht hat. Ich werde auf jeden Fall öfter mal draußen schlafen. Mit meinen Enkeln. Da fühle ich mich wieder ganz jung - und nicht wie 67.“
Singen und beten unter Gottes Sternenhimmel – es ist nie zu spät, sich wie ein Gotteskind zu fühlen, finde ich, behütet und frei.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg