17.02.2025
Treue zu einem Ort
Ich kenne Mitmenschen, die ihr ganzes Leben an einem Ort wohnen und arbeiten, und andere, die wie wir vielfach umgezogen sind. Ich bewundere die Mitmenschen, die immer an einem Ort leben konnten, weil sie in gewisser Weise diesem Ort, an dem sie geboren sind, die Treue halten.
Das ist in heutigen Zeiten, wo sehr viele Menschen ihr Zuhause verlassen, um anderswo zu leben, immer seltener der Fall. Die Treue zu einem Ort ist etwas Besonderes, weil man dadurch den anderen, die weggezogen sind, etwas vermittelt: von Heimat, von zuhause.
Mir geht es so, wenn ich meinen Heimatort besuche, wo ich geboren und aufgewachsen bin, in Meschen in Siebenbürgen. Dann freue ich mich jedes Mal, wenn ich dort ankomme und Nachbarn treffe. Einen Nachbar kenne ich seit meiner Kindheit, und er war schon auf der Hochzeit meiner Eltern. Meine Eltern, die nie auswandern wollten, haben sich sehr schwergetan, den Ort, an dem sie über fünfzig Jahre lang gelebt und sich ein Haus gebaut hatten, endgültig zu verlassen. Und doch sind sie schließlich uns Kindern zuliebe ausgewandert.
Für mich war in all der Ungewissheit entscheidend, was ich in einer Jugendrüste gehört hatte: Gott geht mit uns. Er geht auch an den neuen Ort, und er begleitet mich in das Ungewisse, das Unbekannte. Ich kann Christus, meinem Herrn und Gott, vertrauen; er geht mit – wir sind nicht allein – auch wenn dort, wohin wir ziehen, niemand auf uns wartet.
Ihr Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle