10.03.2017
Verlaufen
Ein Freund erzählt mir von einer Harzwanderung, damals, gleich nach der Wende. Sie hatten nur eine uralte Wanderkarte bei sich, denn aktuelle waren noch gar nicht wieder gedruckt worden. Auf der Karte sah es nach einem schönen Rundweg aus, ungefähr 20 Kilometer, eine gemütliche Tagestour. Aber im Gelände sah die Welt völlig anders aus. Alles zugewuchert. Und schon bald fragten sie sich: Ist das überhaupt das richtige Kartenblatt? An einem Abzweig hatten sie sich für den rechten der drei Wege entscheiden, um zurück zum Auto zu kommen. Dass das der falsche war, merkten sie, als sie zwei Stunden später wieder an derselben Stelle angekommen waren. Es wurde nun auch schon langsam dunkel. Unheimlich.
Sie dachten, sie hätten alles im Blick. Wie das manchmal so ist. Und dann wird klar: Keiner von uns hat sein Leben in der Hand. Aber alle haben die Sehnsucht, ans Ziel zu kommen. Am Ende immer nach Hause. So steht diese Wanderung für mich auch für den Weg durch die Fastenzeit. Sieben Wochen ohne Sofort. Manchmal verläuft ein Weg anders, als ich es geplant habe. Oder es geht viel langsamer voran, als mir lieb ist. Gut, dass ich weiß: Ich bin nicht allein unterwegs. Gott ist immer an meiner Seite.
Mein Freund und sein Wanderkumpel nahmen linken Weg – und siehe da: Nach einer halben Stunde kamen sie zum Parkplatz. So war gerade noch einmal alles gut gegangen.
Es grüßt Sie auf Ihrem Lebensweg Pfarrerin Katja Albrecht aus Merseburg