19.01.2025
Die christlichen Werte
Auf manche Morgenandachten hin erreichen mich, nun ja: Reaktionen. Die einen sind angetan, andere ganz und gar nicht. Da schreibt mir ein Hörer: „Wäre das nicht auch einmal ein Thema für eine Andacht? Wie mit Ihnen umgegangen wird und woran Sie sich festhalten?“
Das ist gar nicht so einfach. Nehmen wir das vorige Wochenende. Uns erreichen Bilder von Los Angeles in Flammen, Menschen sind umgekommen, mehr als 10.000 Häuser niedergebrannt. Die Brände sind nicht ungewöhnlich, die Dimension allerdings eine Folge des Klimawandels. Und in derselben Nachrichtensendung wird von Parteitagen berichtet, wo Politiker in den Saal schreien, sie wollen alle Windränder abreißen – und der ganze Saal klatscht. Mache ich das hier zum Thema, na, da ahne ich, was mir entgegenkommt: Die einen freut’s, die anderen geifern. Woran soll ich mich orientieren, woran festhalten? Es gibt einen christlichen Faden, an dem wir uns entlanghangeln können. Manchmal dünn, und man muss ihn erst finden, aber es gibt ihn, immer. Es ist immer ein Faden, der zu den Menschen führt, die auf der Verliererseite, die verzweifelt sind, die keine Stimme haben, aber ihre Würde. Hilft es denen, die in LA alles verloren haben, und denen, die die nächsten Klima-Katastrophen ereilen werden, die Windräder abzureißen? Ich denke, nein.
Und wenn ich dann angemacht werde, weil manche wollen, dass dieser christliche Faden endlich reißt, dann passiert bei mir das Gegenteil: Er wird stärker, wird zum Seil und daran halte ich mich fest. Das wird nicht reißen, daran glaube ich.
Einen schönen Sonntag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach