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17.03.2023
Die Hand am Pflug 2.0

In Sulzbach spricht mich Conny an von der örtlichen Kirchengemeinde. „Kannst du dir mal im Pfarrhaus den Nebenraum ansehen. Da stehen unheimlich viele alte Bücher, aber wir wollen Platz schaffen...“
Ich betrete mit ihr den Raum. Er riecht etwas muffig. Hier hat seit Jahrzehnten nichts stattgefunden. Am Kopfende des Raumes eine Wand aus bedrucktem Papier.
Alte Amtsblätter, ordentlich gebunden. Fein säuberlich protokollierte Streitigkeiten von vor 100 Jahren. Danach kräht kein Hahn mehr. Die Notensammlung eines Chores.
Wie lange ist es her, dass die letzten Töne des Chores verklungen sind?
Aber auch echte Schätze sind darunter. Eine Bibel, 300 Jahre alt. Die müsste man besser lagern als hier in der feuchten Luft. Auch wenn sie keiner mehr lesen wird.
Viele der Schätze von gestern sind nur noch stumme Vorwürfe: Wie es früher war und nie wieder werden wird.
Conny und ich teilen die Schriften auf: Behalten, Entsorgen, Archivieren. Gut, dass wir das landeskirchliche Archiv haben in Eisenach. Da helfen sie den Kirchengemeinden, ihre wertvollen Dinge aufzubewahren.
Dennoch schaue ich am Ende mit Wehmut auf den großen Stapel der Dinge, die wegkommen.
„Warum wollt ihr denn jetzt so holterdipolter entrümpeln. Die Sachen hier haben doch Jahrzehnte keinen gestört?“
Conny sagt: „Der Platz wird gebraucht. Für die Kinderkirche. Damit die Kleinen einen Raum bekommen.“
Ja, denke ich mir, Kirche muss weitergehen. Wir müssen nach vorne schauen.


Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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