27.04.2023
Die Katze
Einen Namen hat sie nicht. Braucht sie auch nicht. Sie ist einfach die Katze. Und zwar eine ganz besondere. Sie lebt auf dem Eisenacher Friedhof, was an sich nichts ungewöhnliches ist. Denn ein Friedhof bietet viele Gelegenheiten zum Streunen und Jagen.
Trotzdem ist sie besonders. Denn sobald sie sieht, dass sich ein Trauerzug auf den Weg zum Grab macht, schließt sie sich an.
Am Ziel angekommen, nimmt sie majestätisch Platz, meistens mitten im Geschehen. Oft sitzt sie so dicht an der Grabstelle, dass die Friedhofsmitarbeitenden sie ein bisschen wegscheuchen wollen, was allerdings nicht gelingt, denn die Katze lässt sich nicht wegscheuchen. Sie rückt lediglich ein Stück zur Seite. Oder streicht den Trauergästen um die Beine und lässt sich streicheln. Dann nimmt sie wieder Platz und schaut zu.
Fast immer registriere ich in den Gesichtern der Trauernden ein Lächeln, wenn die Katze dabei ist. Neulich sagt eine Frau nach der Trauerfeier zu mir: „Ich fand das so tröstlich. So als würde die Katze Anteil nehmen an unserer Trauer.“
Ich vermute ja, sie ist nur neugierig. Aber wer weiß? Sie ist ja die Katze. Auf alle Fälle tut sie den Trauernden gut. Und das ist das Wichtigste.
Wie auch immer - es hilft einfach, wenn jemand mittrauert.
Das findet Cornelia Biesecke aus Eisenach, evangelische Kirche.