Augenblick mal - MDR Thüringen

Es ist ein Satz, der mich nachdenklich macht.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat ihn geschrieben:

„Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.“

Ich möchte sofort einstimmen in die Reihe der unerfüllten Wünsche:
Ein bisschen mehr Zeit für die Familie.
Weniger Stress.
Mehr Sport machen.

Unerfüllte Wünsche habe ich viele.
Aber will ich dabei stehen bleiben?
Kann es nicht trotzdem erfülltes Leben geben?

Mir scheint das manchmal aus dem Blick zu geraten.
Okay! Wir leben nicht im Paradies.
Es gäbe vieles zu verbessern.
Aber ich kann die billige Politikerschelte nicht mehr hören.
Für mich sind viele Erwartungen schlicht überzogen.
Weltfrieden.
Gerechtigkeit.
Nächstenliebe.

Sorry, ich brauche das eine Nummer kleiner. Konkreter.
Vor allem will ich wissen:
Was kann ich dafür tun?
Wo kann ich heute anfangen?

Ich will anpacken und loslegen, statt zu schimpfen.

Vor allem muss ich damit leben:
Diese Welt ist nicht perfekt.
Und ich bin es auch nicht.
Aber ich kann einen kleinen Beitrag leisten.

Danach will ich heute Ausschau halten.
Vielleicht ist es ein kleines Lächeln, vielleicht ein „Entschuldige bitte!“.
Und manchmal bedeutet es einfach, mit mir und den anderen gnädig umzugehen und mit kleinen und großen Fehlern zu leben.

Findet Ramón Seliger, Diakonie, Weimar.