03.07.2024
Europameisterschaft der Unzufriedenheit
Gerade in dem Moment, wo das ganze Land so richtig urlaubsreif ist, veröffentlich ein Institut die Liste der zufriedensten bzw. unzufriedensten Länder Europas. Und wir sind – trotzdem – mal wieder nur im Mittelfeld. Was ist los mit Deutschland? Waren wir nicht Weltmeister im Jammern und Nörgeln? Und nun, nur knapp einen Platz hinterm Kosovo?! Seit wann sind das Sich-Ereifern und das Sich-Ergehen in Weltuntergangsphantasien kein Volkssport mehr?
Wobei die Studie einen offensichtlichen methodischen Fehler hat. Wenn man nämlich nur die Menschen in ihren Ländern befragt. Mag sein, die Leute sind in Serbien und Rumänien zufriedener als bei uns. Aber wie unzufrieden könnten wir erst sein, wenn wir in Rumänien leben würden. Oder angesichts der Bierpreise in Skandinavien. Da würden die mal eine richtig gründliche deutsche Unzufriedenheit zu spüren bekommen!
Aber so, im Mittelfeld, da entwickelt die Lust am Untergang einen faden Beigeschmack. Könnte es nicht sein, frag ich mich ganz unwillkürlich, dass wir dieses Spiel am Ende falsch verstanden haben? Nur mal als Gedankenexperiment: Statt „schlimm, schlimm“ den Kopf zu schütteln, würden wir Danke sagen für alle Bewahrung, alle Versorgung, allen Wohlstand, der zwar flüchtig sein kann, aber sich bei uns verdächtig lange hält. Wie wäre es, die Tage dankbar zu beginnen, sich einzugestehen, dass es einem alles in allem gar nicht so übel geht. Ich freue mich über den Sommer und auf den Besuch des Freundes am Nachmittag. Dann fahren wir an den See – und lassen es uns gut gehen.
Meint
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda