25.04.2023
Osterlicht
Sokratis heißt er. Er ist Grieche und Arzt. Viele Wochen war er in der Türkei und hat dort Erdbebenopfer medizinisch betreut. Manchmal in einem Zelt, manchmal im Freien. Viel Schlimmes hat er gesehen und erlebt.
Kurz vor Ostern, so lese ich in einem Bericht über ihn, ist Sokratis wieder heim gekommen und erzählt von seinem Einsatz. Von den katastrophalen Zuständen, auch jetzt noch, viele Wochen nach dem Erdbeben.
„Da war dieser kleine Junge,“ erzählt er. „Der kam immer wieder und hat uns beobachtet. Eines Tages hatte er etwas in der Hand – eine Packung Kekse. Die brachte er und drückte sie mir in die Hand: „Die sind für dich,“ hat er gesagt.“ Eine kleine Geste in all dem Elend. Und doch so viel. Ein Lichtblick in so viel Trostlosigkeit. Sokratis jedenfalls war zu Tränen gerührt, erzählt er.
Ja, die Welt kann sehr düster sein. Und doch gibt es sie – die kleinen und großen Lichtblicke. Manchmal ist es ein Händedruck oder ein ermutigender Blick oder eben eine Packung Kekse. Die Hoffnung braucht nicht immer große Worte oder Taten.
Auch die kleinen Dinge trocknen Tränen, machen Mut, rollen Steine von betrübten Herzen. Für mich sind sie wie lauter kleine Osterlichter.
Und ein solches wünsche ich Ihnen heute.
Cornelia Biesecke aus Eisenach, ev. Kirche