31.10.2024
Reformationstag
Wir feiern heute, dass Luther 1517 seine 95 Thesen in Wittenberg an die Tür der Schlosskirche genagelt hat. Die ganze Nummer war eine Rückrufaktion. So wie man heute giftiges Spielzeug oder Joghurt mit Salmonellen oder kaputte Autos zurückruft, hat Luther seine Kirche aufgefordert, die Ablassprediger zurückzupfeifen. Die haben den Leuten Urkunden verkauft, mit denen Sünden vergeben wurden. Ein super Geschäftsmodell. Luther wollte die Kirche wieder zurückholen zu ihrem eigentlichen Auftrag: Für andere da zu sein, anstatt andere auszunehmen. „Der Papst soll die Peterskirche verkaufen. Der Erlös kann dann den Armen gegeben werden, denen das Geld von Ablasspredigern aus der Tasche gezogen wurde“, These 51.
Solche Sprüche wirkten auf Papst und Kaiser – nun ja, etwas radikal. Luther wird verhört und soll widerrufen. Er argumentiert mit der Bibel – die einzige Autorität, die er anerkennt. Das ist sein Rückgrat. Da ist nichts krumm zu machen. Ja, was denn nun, widerruft er oder nicht? Darauf sagt Luther den sehr bekannten Satz: Ich stehe hier, ich kann nicht anders. Nein, den sagt er nicht. Den hat seine Marketingabteilung erfunden. Er sagt: „Mein Gewissen ist in Gottes Wort gefangen. Darum kann und will ich nichts widerrufen, weil gegen das Gewissen zu handeln, weder sicher noch lauter ist. Gott helfe mir. Amen.“
Zu tun, was einem das eigene Gewissen befiehlt, noch dazu, wenn es an christliche Werte gebunden ist, kann uns zu Rückrufaktionen ermutigen, überall dort, wo Menschen nicht gesehen, wo sie geächtet und beleidigt, wo ihre Rechte missachtet werden.
Einen nachdenklichen Feiertag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.