05.11.2018
Schweigen und Reden?
Tu deinen Mund auf für die Schwachen!
Richtig so. Ist aber auch ein hoher Anspruch. Kann man daran scheitern.
Der Nationalsozialismus ist an sich schon ein finsteres Kapitel. Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus – leider ebenfalls. Viele Pfarrer schlossen sich damals den sogenannten „Deutschen Christen“ an. Die Kirche sollte den Ideen der Nazis folgen. Pfarrer mussten ihre arische Abstammung nachweisen. Wer Juden im Stammbaum hatte, durfte nicht mehr Pfarrer sein. Sogar Jesus selbst wurde vom Juden zum Arier gebügelt. Absurd, aber leider wahr.
Doch es gab auch Widerstand. 1934 gründeten evangelische Christen aus ganz Deutschland als Protest in Wuppertal-Barmen die „Bekennende Kirche“. Eine theologische Erklärung wurde verabschiedet, die sich gegen das NS-Regime wandte. Sich dazu zu bekennen, war mutig. Viele wurden mundtot gemacht,wurden von ihren Pfarrstellen entfernt. Pfarrer wie Dietrich Bonhoeffer oder Paul Schneider wurden von den Nazis ermordet.
Im Erfurter Landeskirchenamt ist gerade eine Ausstellung zu sehen. Sie ist mehr als ein geschichtlicher Rückblick auf eine dunkle Zeit. Sie stellt Fragen: Was hättest du damals gemacht? Was machen wir heute, wenn Menschen wegen ihrer Religion oder Kultur zur Zielscheibe von Angriffen werden? Was heißt Toleranz und wie weit kann sie gehen? Was macht die Kirche?
In jeder Zeit ist es nötig, hinzuschauen. Und zu fragen: Wo müssen wir heute widerstehen? Wo müssen wir den Mund auftun für die Schwachen?
Das ist heute genau so wichtig wie damals.
Meint Cornelia Biesecke aus Eisenach, evangelische Kirche.