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22.01.2025
Stark bleiben, Magdeburg

„Stark bleiben Magdeburg“ stand auf einem Banner. Das hatten Fußball-Fans gemalt und mitgebracht zu dem Drittliga-Spiel zwischen Rot-Weiß-Essen und VfB Stuttgart – einen Tag nach dem Anschlag in Magdeburg. Stark bleiben Magdeburg. Das ist gar nicht so einfach. Die tausenden Blumensträuße, die vor der Magdeburger Johanniskirche abgelegt worden waren, sind verwelkt, die Kerzen sind heruntergebrannt. Wohin damit? Die Stadtreinigung alles einsammeln und entsorgen lassen? Nein! Die Stadt hat die Blumen abholen und auf einer Friedhofswiese ablegen lassen. Hier zeigt sich ein starkes Magdeburg. Die Anteilnahme wird nicht einfach entsorgt, alles hat seine Würde, selbst die verwelkenden Blumen.

Stark bleiben, Magdeburg. Auch gegen die rassistischen Angriffe. Die haben zugenommen, die haben sich verdreifacht seit dem Anschlag. Ausländer in Magdeburg haben Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Stark bleiben Magdeburg.

Bei dem Fußballspiel brüllte während der Schweigeminute vor dem Anpfiff ein Mann in die Stille hinein: „Deutschland den Deutschen“. Darauf hob ein Sturm der Entrüstung an, Buh-Rufe, immer lauter, bis daraus wurde: „Nazis raus“. Das ganze Stadion stimmte ein: „Nazis raus, Nazis raus.“

Das Video findet sich immer noch im Internet. Ich habe es bestimmt 25 Mal angesehen. Bei all dem Irrsinn – derzeit in Österreich, in Riesa, in Magdeburgs deutschnationalen Hinterhöfen: Mir macht das Mut. Auch deshalb, weil dieser Rückhalt gegen Fremdenhass aus einer Ecke kommt, der ich das nicht zugetraut hätte – aus einem Fußballstadion.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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