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13.02.2017
Wir sind Bettler - das ist wahr

Was war heute Nacht wohl wieder los, denke ich jetzt manchmal morgens beim Aufwachen. Welches Dekret hat er heute unterschrieben? Wen hat er beschimpft? Merkwürdig, dass mich das so beschäftigt. Aber der neue Präsident der USA schafft es eben, dass sich die ganze Welt mit ihm beschäftigt. Mit seinen Nachrichten und Tweets. Langsam wird mir das zu viel. Ständig unter Strom, wer will das schon. Heute morgen denke ich an einen, mit dem sich auch alle Welt beschäftigt hat. Einen, der ebenfalls wortgewaltig schimpfen konnte. Aber auch trösten. Und Streit schlichten. Noch in seinen letzten Lebenstagen wollte er das: Einen Streit schlichten. In Eisleben. Dort ist er dann gestorben, am heutigen 18. Februar im Jahr 1546. Martin Luther. Die letzten Sätze, die er aufgeschrieben hat, enden mit den Worten: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Bescheidene Worte. Hier weiß einer, dass er Grenzen hat. Auch, wenn er prominent ist. Das Beste im Leben, sagen diese Worte, das können wir nicht selbst machen. Oder fordern und anordnen. Sondern wir bekommen es geschenkt. Unser Leben. Die Zuneigung anderer Menschen. Die Liebe Gottes. Was könnte der Reformator dem Präsidenten zu sagen haben? Vielleicht das, was er einmal den Regierenden seiner Zeit aufgeschrieben hat: „…daß wir nicht etwas mit Vertrauen auf große Macht oder Vernunft anfangen, als ob aller Welt Gewalt unser wäre. Denn Gott kann’s und will’s nicht leiden, dass ein gutes Werk im Vertrauen auf eigene Macht und Vernunft angefangen werde. Er stößt es zu Boden, wie im 33. Psalm steht: »Es wird kein König bestehen durch seine große Macht und kein Heer durch die Größe seiner Stärke.« Amen. Sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin der evangelischen Kirche in Meiningen.


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