06.03.2024
Zone of Interest
Himmel! Was für ein Film! Ich konnte phasenweise kaum atmen.
Es ist ein ganz normales Familienleben. Vater, Mutter, etliche Kinder. Sie paddeln, sie baden, sie beobachten Vögel.
Die Frau des Hauses – großartig gespielt von Sandra Hüller – führt mit Strenge. Allerdings liebevoll gegenüber ihrem Mann: Rudolf. Rudolf Höß, Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, gespielt von Christian Friedel. Hautnah eingefangen in „The Zone of Interest“, der Film läuft gerade in guten Kinos.
Von Anfang an ist es dieser Albdruck, der auf dem Haus liegt, grandios in Szene gesetzt allein durch eine Geräuschkulisse, die zunehmend beklemmend wirkt.
Familie Höß wohnt direkt am Konzentrationslager, nur eine Mauer dazwischen. Hedwig Höß pflanzt Rosen daran, pflanzt Blumen und Gemüse. Schafft sich ihr Paradies, in dem ihre Kinder gesund und stark werden mögen.
Nur der Ascheregen stört. Asche aus diesen Schornsteinen von nebenan.
Da ist etwas, aber wir reden nicht darüber. Es wird immer deutlicher: Da ist etwas Monströses. Aber wir pflanzen Rosen, wir baden im Pool, wir haben Gäste, wir feiern Feste.
Die Kameraführung lässt mich mitten dabei sein. Ich kann nicht fliehen.
Der Regisseur dreht das Kino um. Er wirft unkommentiert die Bilder auf mich. Und ich muss mich bewegen. Ich muss damit umgehen. Wer bist du, fragt er. Bist du ein Mensch? Denkst du, es gibt ein schönes Leben im schwersten Unrecht? Willst du dich einrichten im Garten der Verdrängung?
Der Film ist ein Meisterwerk. Es lohnt, sich ihm auszusetzen.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche