03.09.2024
Nachbarschaft

Unser Straßenfest war für Ende Mai geplant. Am Tag des Nachbarn, einem bundesweiten Aktionstag für nachbarschaftliches Miteinander.

Alles war vorbereitet. Obwohl auf dem Gehweg eine Baustelle war. Wir hätten das hingekriegt. Aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wie kann bei Regen und sechzehn Grad Feierlaune aufkommen?

Wir waren lange unentschieden. Und haben dann alles abgesagt.

Dafür gab es in unserem Wohnzimmer eine spontane Versammlung. Zusammen haben wir einen neuen Termin gesucht.

Und ein bisschen erzählt.

Die Familie mit den fünf Kindern war schon am Packen für den Urlaub in Kroatien.

Der Mann gegenüber hatte Sorgen. Seine Frau musste wieder ins Krankenhaus.

Und jemand erzählte vom Umzug seiner Firma.

Es war so, als ob wir uns schon ewig kennen. Ganz nebenbei konnte ich meine neue Lieblings-Schokoladen-Sorte anpreisen. Vollmilch Karamell Keks. Natürlich fair gehandelt. Sie war ganz schnell alle. 

Das Straßenfest war dann an einem Tag im August. Bei strahlendem Sonnenschein. Ohne Baustelle. Und es war wunderschön.

Zum Schluss haben wir zum Akkordeon Abendlieder gesungen.

So einfach. Und so anrührend.

Max hatte eben noch mit den anderen Kindern Kreidebilder auf die Straße gemalt. Aber als wir zu singen begannen, tauchte sein Lockenkopf auf. Und er krabbelte auf Papas Schoß.

Und beim letzten Lied dachten wir wohl alle an die kranke Nachbarin:

Gott lass uns ruhig schlafen.

Und unsern kranken Nachbarn auch.  

Eine ruhige Nacht wünscht

Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha     


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