10.01.2019
Normal undankbar

Wenn die Feiertage schon wieder Geschichte sind,

wenn der trockene Weihnachtsbaum schräg in einer Hof-Ecke lehnt, 

wenn das neue Jahr im alten Takt weitergeht –  

dann beschleicht mich so eine Art Katerstimmung.

Der Morgen mit Wecker-Geklingel, der Abend mit dem Gefühl, nicht alles geschafft zu haben, die vielen Spaß-freien Dinge zwischen Morgen und Abend – ich finde das alles irgendwie zum … – na, Sie wissen schon. Und ich habe erst mal zu nichts richtig Lust.

Dabei kommt ja zu dem ganz normalen Alltagstrott auch noch das ganze Aufräumprogramm:

Geschenkpapier sortieren für den Eigenbedarf oder die blaue Tonne.

Bettwäsche waschen. Post erledigen oder wenigstens ordnen.

Und genau dabei, beim Post-Sortieren, habe ich mich diesmal geschämt. Denn als ich den Neujahrsgruß von Jonas noch mal in die Hände genommen habe, fielen mir die Worte auf: 

Ich bin dankbar für dieses Jahr. Nichts davon war selbstverständlich!

Unser Freund Jonas hat vor zwei Jahren seine Frau verloren, viel zu früh. Wenn Jonas von Dankbarkeit schreibt, meint er es auch so. Er sieht das Leben anders seit diesem Abschied. Er freut sich an Kleinigkeiten, die ihm früher gar nicht aufgefallen sind:

Früh aufstehen, essen und trinken und arbeiten-Können – nichts davon ist selbstverständlich.

Ich falte den Brief wieder zusammen und lege ihn oben auf den Stapel. Meine Katerstimmung ist verschwunden. Ich kann so dankbar sein für mein Leben!

Eine gute Nacht mit dankbarem Herzen!

wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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