10.10.2024
Weltfrieden durch Tomatensalat

Falls noch grüne Tomaten an Ihren Pflanzen hängen, sollten Sie die jetzt pflücken. Und drinnen nachreifen lassen. Die Sonne hat nicht mehr die Kraft, um sie leuchtend rot zu färben. So essen wir die Tomaten am liebsten. Aber als sie in Europa ankamen – mit Kolumbus von Südamerika aus – war den Menschen die Hülle suspekt: rot wie Blut. Kann das gut sein? Einige Adlige sind nach dem Verzehr von Tomaten gestorben. Dabei lag das wohl an den Metalltellern, von denen gegessen wurde – chemische Reaktion mit der Säure. Bleivergiftung. Das Rot hat die Menschen nervös gemacht, sodass sie sicher waren: das muss die verbotene Frucht sein aus dem Paradies. In der Bibelerzählung vom Paradies gibt es eine einzige Frucht, die keiner essen soll. An allem anderen aber dürfen sich die zwei Bewohner frei bedienen im üppigen Garten. Nur: Die verbotene Frucht ist einfach zu verlockend. Zuerst greift die Frau danach, dann gibt sie dem Mann davon. Deswegen sollten junge Mädchen im 16. Jahrhundert nichts von den Tomaten essen. Aus Angst, dass die prallroten Früchte Liebeswahn auslösen. Heutzutage isst in Deutschland jeder im Schnitt 30 Kilo Tomaten pro Jahr. In Österreich heißen die Tomaten sogar Paradeiser. Würde das mit der Liebe stimmen, dann müssten wir doch zueinander viel überschwänglicher liebevoll sein. Was wäre das schön!

Einen Tomatensalat am Abend für alle, und die Welt wird liebevoll und paradiesisch. Man wird doch nochmal träumen dürfen, findet

Milina Reichardt-Hahn, evangelisch + Pfarrerin in Fambach


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