PM 17 | 20.02.2008
Damit Kirchen keine Ruinen werden Tagung in Weimar

Damit Kirchen keine Ruinen werden: Tagung in Weimar
In Thüringen bisher kein Abriss oder Verkauf von Kirchen

Im Bereich der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) befinden sich 20 Prozent aller Kirchen in Deutschland, hier leben aber nur 4 Prozent aller evangelischen Christen. Das ist gemessen an der Zahl der Gemeindeglieder bundesweit mit Abstand die höchste Dichte an Kirchen. Der Erhalt der Gebäude ist damit eine besonders große Herausforderung. Bei einer Tagung unter dem Motto „Erweiterte Nutzung von Kirchen – Modell mit Zukunft?“ vom 21. bis 23. Februar in Weimar wird dieses Problem thematisiert. In der Reihe „Evangelischer Hochschuldialog“ wollen Studierende und Lehrende der Architektur und Theologie, Architekten, Denkmalpfleger, Pfarrer sowie Entscheidungsträger aus Kirche und Gesellschaft darüber diskutieren, wie neue Modelle zum Erhalt der Kirchen beitragen können.

„Ohne zivilgesellschaftliches Engagement droht der Verlust zahlreicher Kirchenbauten in Deutschland und damit die Dezimierung eines bedeutenden kulturellen Erbes“, sagt Kerstin Vogel von der Bauhaus-Universität Weimar. Sie wird eine Exkursion zu Kirchen der Region leiten. Der Weg führt unter anderem nach Weißensee, Dermsdorf und Großmonra (alle Landkreis Sömmerda).

Die Stadtkirche St. Peter und Paul in Weißensee gilt als positives Beispiel der Zusammenarbeit von Kirche und Kommune. Die Stadt hat das Gebäude zunächst für 30 Jahre gemietet, um hier beispielsweise Konzerte, Versammlungen und Lesungen zu organisieren. Dafür wird auf den Neubau einer Stadthalle verzichtet und stattdessen die Kirche komplett saniert.

Weil neben der Kirche St. Johannes in Dermsdorf gerade ein Bürgerhaus entstanden ist, muss hier nach anderen Wegen gesucht werden. Mitarbeiter des Denkmalschutzes hatten den Teilabriss und damit die Ruinierung erwogen, da sich die kleine Kirchgemeinde mit etwa 25 Mitgliedern die dringend nötige Dach-Sanierung nicht leisten kann. Da der denkmalgerechte Abbau mit Kosten von etwa 80 000 Euro ebenfalls nicht bezahlbar ist, wird nun die Installation eines Notdaches erwogen. „Der Vorschlag der Ruinierung hat zu einem Sturm der Entrüstung im Dorf geführt“, sagt Pfarrer Klaus Nicolaus. Bei anderen Kirchen der Regionalgemeinde stehen bald ähnliche Entscheidungen an, kündigt er an.

Ein weiteres Zukunftsmodell wurde in der Kirche St. Peter und Paul in Großmonra verwirklicht. Die Kirchgemeinde hat das leerstehende Pfarrhaus verkauft und mit den Einnahmen zwei Gemeinderäume, Teeküche und Toiletten in das Kirchenschiff eingebaut. Dank einer modernen Metall-Glas-Konstruktion haben die Besucher im großen Gemeindesaal Einblicke in das Kirchenschiff. Nicht jede Kirche ist jedoch für diese Lösung geeignet, stellt Pfarrer Matthias Spengler klar. Nach Protesten in der Planungsphase hört er jetzt viel Lob von seinen Gemeindegliedern für die Entscheidung. Jetzt soll wahrscheinlich eine weitere Kirche in der Regionalgemeinde nach diesem Prinzip umgestaltet werden.

Solche Modelle sollen mit dazu beitragen, dass der Verkauf oder Abriss von evangelischen Kirchen und Kapellen in Thüringen weiterhin verhindert werden kann. Nur noch drei Prozent der Gebäude sind baupolizeilich gesperrt und unbenutzbar.

Hintergrund:

Evangelische Kirchen in Thüringen
1.910 denkmalgeschützte evangelische Kirchen und Kapellen in Thüringen
1.540 Kirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen
370 Kirchen der Kirchenprovinz Sachsen in Thüringen

3 % der Kirchengebäude sind baupolizeilich gesperrt und unbenutzbar
1990: 10 %, 1995: 7 %, 2002: 4 % baupolizeilich gesperrt

12 Mio € aktuelles Brutto-Bau-Volumen (Eigen- und Fördermittel) pro Jahr (nur Kirchen der Thüringer Landeskirche)
393 Mio € Brutto-Bau-Volumen 1991-2007 (nur Thüringer Landeskirche)

Bei Rückfragen: Susanne Sobko, 03691-678515 oder 0171-5459194


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