PM 51 | 23.05.2008
Ernst Ulrich von Weizsaecker referiert im Umweltbundesamt Dessau
Biosprit - nachwachsende Katastrophe?
Ernst Ulrich von Weizsäcker referiert im Umweltbundesamt Dessau
Der renommierte Umweltforscher und Buchautor Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker ist am Mittwoch, 28. Mai, 19.30 Uhr, zu Gast im Dessau-Roßlauer Umweltbundesamt. In einer gemeinsamen Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung Anhalt, der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und des Umweltbundesamtes referiert von Weizsäcker über die Chancen und Probleme von Bio-Kraftstoffen. Hintergrund sind neue Untersuchungen, die belegen, dass bei der Herstellung von Treibstoff aus Pflanzen mehr Energie verbraucht wird als bisher angenommen. Moderator der Veranstaltung ist Jörg Göpfert von der Evangelischen Akademie in Wittenberg.
Ernst Ulrich von Weizsäcker wurde 1939 in Zürich geboren. Von 1975 bis 1980 war er Präsident der Universität/Gesamthochschule Kassel. 1980 wechselte er als Direktor an das UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technologie in New York, von 1984 bis 1991 war er Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik Bonn, Paris, London. Von 1991 bis 2000 war er Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Seit 1966 ist Ernst Ulrich von Weizsäcker Mitglied der SPD, für die er von 1998 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages war. Seit 2006 ist von Weizsäcker Dekan der Bren School of Environmental Science and Management, University of California, Santa Barbara/USA. Neben vielen weiteren Tätigkeiten ist Prof. von Weizsäcker seit 1992 Mitglied des Club of Rome und seit 2003 Vorstandsmitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler.
Ankündigungstext der Veranstaltung:
Die Perspektive ist verlockend: "Bio"-Treibstoffe befreien uns aus der Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn das Kohlendioxid, das beim Verbrennen von "Bio"-Sprit in die Atmosphäre gelangt, wird beim Nachwachsen der Pflanzen wieder herausgeholt. Unter dieser Prämisse beschloss die Bundesregierung Ende 2007, die Beimischung von "Bio"-Kraftstoffen zu Diesel und Benzin kräftig zu erhöhen.
Doch in der Praxis verschlechtert sich die Klimabilanz der nachwachsenden Rohstoffe erheblich, weil es beim Anbau und Transport der Pflanzen zu beträchtlichem Energieverbrauch kommt und auch die Verarbeitung zu Öl, Diesel oder Ethanol viel Energie verbraucht. In ungünstigen Fällen könne die Klimabilanz sogar negativ ausfallen, meinte der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Gutachten 2007. Die Bundesregierung trat vor wenigen Wochen auf die Bremse, als die Kfz-Industrie warnte, dass zu wenige Fahrzeuge den neuen "Bio"-Kraftstoff überhaupt vertragen. Die geplante Erhöhung wurde daraufhin gestoppt. Beim "Bio"-Diesel aber hält Bundesumweltminister Gabriel an seinen Beimischungszielen fest.
Doch das könnte fatal sein, sagt der renommierte Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker. Denn der zusätzliche "Bio"-Diesel-Bedarf ließe sich kaum aus einheimischen Quellen decken. Immer mehr Rohstoffe für "Bio"-Diesel würden importiert, vor allem aus Entwicklungsländern. Dort aber bedrohten sie nicht nur die Natur, sondern auch die sozialen Verhältnisse. Sind wir mit "Bio"-Kraftstoffen also tatsächlich auf dem Holzweg? Können sie wirklich keinen sinnvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten? Wie sehen die Alternativen aus -- wer sind bei ihnen die Gewinner und die Verlierer?
Infos: Jörg Göpfert (Ev. Akademie), Tel.: 03491 / 49 88 - 41 od. Karsten Klenner, Leiter Präsidialbereich UBA, Tel. 0340 / 2103 - 2208
Das Programm als Download:
www.ev-akademie-wittenberg.de/downloads/programm2008-18-08.pdf