PM 82 | 26.08.2011
Evangelische Christen erinnern an Schicksal der Russlanddeutschen

Befehl zur Deportation vor 70 Jahren:
Evangelische Christen erinnern an Schicksal der Russlanddeutschen
Aufruf zur Integration in die Kirchengemeinden

Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnern am kommenden Sonntag (28. August) an das Schicksal der sogenannten Russlanddeutschen. An diesem Tag vor 70 Jahren war der Erlass zur Deportation von Deutschen aus ihren angestammten Gebieten in der damaligen Sowjetunion vom Obersten Sowjet beschlossen worden. Viele von ihnen und ihren Nachkommen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Die Besucher der Gottesdienste werden dazu aufgerufen, ihr schweres Schicksal nicht zu vergessen und sie freundlich aufzunehmen. Ihr Anteil an den Christen der evangelischen Kirchengemeinden wird auf etwa fünf Prozent geschätzt.

Dazu Christine Rothe von der Projektstelle Spätaussiedler/Integration der EKM: „Das Schicksal der Deutschen in der Sowjetunion war nach dem Krieg ein Tabu-Thema, in den Geschichtsschulbüchern blieb ein weißer Fleck. Erst seit 20 Jahren beginnen wir, offen darüber zu reden. Unsagbares Leid kommt zur Sprache, Menschen lernen mit erlebten traumatischen Erfahrungen umzugehen, um bewusst im Heute und Hier zu leben. Auch viele Fragen werden gestellt, zum Beispiel nach Kollektivschuld und Gerechtigkeit. Sie machen deutlich, wie lange der Prozess der Versöhnung nach gegenseitigen Verletzungen braucht. Darum wünsche ich mir, dass Menschen mit ihren Angehörigen, die an Leib, Seele und Geist verletzt wurden, eine neue Seite in ihrem Lebenstagebuch aufschlagen und beschreiben können - voll mit Geschichten von gelungener Integration in unseren Gemeinden, geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen sowie der gemeinsamen Arbeit für unser Land mit gleichen Zukunftschancen. Jede gute Beziehung zwischen Einheimischen und Neubürgern in der Wohngemeinschaft, der Kirchengemeinde oder der Stadt ist ein schönes buntes Puzzleteil im Gesamtbild einer friedlichen Zukunft der Weltgemeinschaft.“

Hintergrund:
Am 28. August 2011 jährt sich zum 70. Mal der Erlass zur Deportation der deutschen Minderheit aus ihren angestammten Gebieten an der Wolga und anderen Regionen als Reaktion auf den verbrecherischen Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. Folge war die grausame Vertreibung zahlreicher Menschen. Ihnen wurde ihr Besitztum geraubt, Familien wurden auseinander gerissen und Tausende verloren ihre Leben. In den Herkunftsländern haben sie als Minderheit große Nachteile wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit erduldet, bei uns werden sie oft abschätzig die „Russen“ genannt. Die Anzahl der Russlanddeutschen in den Kirchengemeinden wird deutschlandweit auf etwa 1,5 Millionen geschätzt.

Weitere Informationen im Internet: www.aussiedlerseelsorge.de

Ausgewählte Veranstaltungen:

28. August

Stassfurt, Ev. Kirche St. Petri, 10 Uhr
Gottesdienst zum Thema gemeinsam mit der Landeskirchlichen Gemeinschaft, mit Taufe von drei Spätaussiedlern

Hettstedt, Kirche St. Jakobi, 9.30 Uhr
Gedenkgottesdienst mit Musik von Spätaussiedler-Gruppen

Magdeburg, Dom, 10 Uhr
Gedenken im Gottesdienst

Erfurt, Reglerkirche, 10 Uhr
Gedenken im Gottesdienst

Halle, Marktkirche, 10 Uhr
Gottesdienst, mitgestaltet von Spätaussiedlern

4. September

Weimar, Gemeindezentrum in der Tagesstätte „Sonnenhügel“, Bonhoefferstr. 73a, 9.30 Uhr
Gedenken im Gottesdienst

RÜCKFRAGEN

Christine Rothe, 03421-712760

Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar