PM 52 | 21.05.2013
Sangerhausen erinnert mit Trinitatis-Lager an 300-jährige Tradition
BEI RÜCKFRAGEN
Für Sangerhausen Margot Runge, 03464-577663; Bei Schönau/Hörsel Dorothee Köckert, 0162-2364544Landesbischöfin predigt am Jesusbrünnlein am Großen Hörselberg
Am kommenden Sonntag (26. Mai) feiern die Christen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) das Trinitatisfest. In Sangerhausen wird erstmals wieder ein Trinitatis-Lager veranstaltet. Damit erinnert die Evangelische Kirchengemeinde an diese barocke Festlichkeit mit Theater, Tanz, Konzert und Jagd zur Einweihung der Schlosskapelle zum Trinitatisfest 1713. Zum Programm der „Wiederaufnahme“ gehören die Aufführung der Jagdkantate von Johann Sebastian Bach und von barocken Tänzen (24. Mai), ein Fest auf dem Außengelände der Marienkirche (25. Mai) und die erstmalige Präsentation sakraler Gegenstände aus dem Silberschatz von Herzog Christian im Gottesdienst am 26. Mai.
Das Trinitatis-Lager geht auf Herzog Christian zurück, der das Herzogtum Sachsen-Weißenfels im Jahr 1712 übernommen hatte. Er weilte oft in Sangerhausen, die Stadt wurde zu seiner Zweitresidenz und erlebte während seiner Regierung eine barocke Blütezeit und den kulturellen Aufschwung. In das Neue Schloss auf dem Markt ließ der Herzog gleich nach seinem Antritt eine Kapelle einbauen, um seinen lutherischen Glauben zu dokumentieren. Zum Trinitatisfest 1713 wurde die Schlosskapelle mit dreitägigen Feierlichkeiten eingeweiht. Zu den Jahrestagen der Einweihung kam der Herzog regelmäßig nach Sangerhausen und hielt sogenannte Trinitatis-Lager als barocke Festlichkeiten mit Theater, Tanz, Konzert und Jagd ab. Höhepunkt war der Gottesdienst am Trinitatis-Sonntag.
Aus Anlass des 300. Jahrestages findet das Trinitatis-Lager erstmals wieder in Sangerhausen statt. Am Freitag (24. Mai, 19 Uhr) wird unter dem Motto „Musik und Tanz bei Hofe“ in die Jacobikirche eingeladen. Hier ist unter anderem eine Jagdkantate zu hören, die Johann Sebastian Bach im Jahr 1713 für Herzog Christian komponiert hatte. Aufführende sind die Evangelische Kantorei Sangerhausen, das Ensemble „Concerto Berlin“ und Solisten unter Leitung von Martina Pohl. Eine Ballettgruppe zeigt dazu barocke Tänze. Am Sonnabend (25. Mai, 14 bis 18 Uhr) wird im Außengelände der Marienkirche unter dem Motto „Festtafel bei Hofe“ mit Gedichten, Tafel-Musik und Leckereien aus der Barockzeit gefeiert. Zum Trinitatis-Gottesdienst (26. Mai, 10 Uhr) wird der Silberschatz von Herzog Christian präsentiert, darunter eine kostbare Bibel, die der Herzog zur Einweihung mit Silber beschlagen ließ und der Kapelle stiftete. Die Jacobigemeinde verwahrt die originalen Ausstattungsgegenstände und zeigt sie erstmals öffentlich.
Landesbischöfin Ilse Junkermann hält die Predigt beim Gottesdienst (14.30 Uhr) im Grünen am Jesusbrünnlein am Großen Hörselberg (Wartburgkreis). Dazu werden bis zu 600 Teilnehmer erwartet. Der Gottesdienst bezieht sich auf eine lange örtliche Tradition, beispielsweise wurden hier schon vor Jahrhunderten die gesammelten Heilkräuter am sogenannten Kräutersonntag gesegnet. Für die musikalische Umrahmung sorgen Bläser und Chöre. In Beutnitz (Saale-Holzland-Kreis) wird am 26. Mai (17 Uhr) zu einem Konzert am Trinitatis-Sonntag in der Trinitatiskirche unter dem Motto „Classic brass“ eingeladen. Anlass ist die Bornfege, ein seit über 300 Jahren am Trinitatis-Sonntag gefeiertes Fest zur Reinigung der Dorfbrunnen. Dieses Fest soll unter anderem für Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1799 Anlass für einen Besuch gewesen sein.
Hintergrund
Am Sonntag nach Pfingsten begehen evangelische und katholische Christen den Tag der Heiligen Dreifaltigkeit (Trinitatis ist der Genitiv vom lat. trinitas, gebildet aus dem Zahlwort drei und unitas = Einheit). Auf den Konzilen von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) war festgelegt worden, dass es einen Gott gibt und dass in ihm doch drei Wesenheiten sind: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Ursprungsort der liturgischen Dreifaltigkeitsfrömmigkeit und eines eigenen Festes waren vermutlich benediktinische Klöster. Im Jahre 1334 wurde das Fest von Papst Johannes XII. für die ganze Kirche verbindlich eingeführt und später auch von den Reformatoren beibehalten. Es setzt den dogmatischen Schlusspunkt unter Weihnachten (Werk des Vaters), Ostern (Werk des Sohnes) und Pfingsten (Werk des Geistes). Die liturgische Farbe an Trinitatis ist weiß.