PM 145 | 19.12.2012
Weihnachtswort von Landesbischöfin Ilse Junkermann
BEI RÜCKFRAGEN
Friedemann Kahl, 0151-59128575, oder Susanne Sobko, 0162-2048755Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, stellt in ihrem diesjährigen Weihnachtswort die Rolle von Josef in den Mittelpunkt.
“Wie war das eigentlich mit Joseph? Er ist in der Weihnachtsgeschichte der Mann im Hintergrund. In der ganzen Weihnachtsgeschichte sagt er kein einziges Wort. Auf alten Weihnachtsdarstellungen sind sie alle zu sehen: Maria und das Jesuskind. Die Hirten, die zur Krippe eilen. Die heiligen drei Könige, denen ein Stern den Weg zeigt. Natürlich dürfen Ochs’ und Esel nicht fehlen. Sie gehören zum Stall als die eigentlichen Bewohner. Und sie stehen für den Retter, den Messias, der Frieden bringt auch zwischen Menschen und Tieren. Auf diesen schönen Bildern kommt einer oft zu kurz: Joseph, der Mann Marias und Vater Jesu. Meist steht er irgendwo im Hintergrund oder etwas abseits, als käme es auf ihn nicht an. Dabei lasten so viele Aufgaben auf ihm: Er führt seine hochschwangere Frau nach Bethlehem. Er organisiert eine Notunterkunft, damit das Kind nicht unter freiem Himmel zur Welt kommen muss. Er kümmert sich, er ist da, wann immer er gebraucht wird.
Mit all den Sorgen, die Joseph hat, mit all den Aufgaben, die er bewältigen muss, ähnelt er vielen Menschen heute: So viel ist zu erledigen. So dicht gepackt ist der Arbeitsalltag. Für echte Muße, für Ausruhen (und nicht nur mal eben Pause machen) ist kaum Zeit. Der Druck wächst Jahr für Jahr. Alles kann und soll noch besser werden, da heißt es: ‚es gibt noch Optimierungsbedarf’. Ist da noch Zeit für das Weihnachtswunder? Und andere, denen Arbeit fehlt, leben nahe am Existenzminimum, wie der arme Zimmermann mit seiner Frau und dem neugeborenen Kind. Ist da noch Raum für das Weihnachtswunder? Joseph, der Engagierte. Joseph, der Sorgenvolle. Der den Rücken krumm macht und Verantwortung übernimmt. Auch wenn er oft eher am Rand des Geschehens scheint: Er ist wichtig. Auf ihn und seinen Einsatz kommt es an. Und: Auch er kann zur Ruhe kommen. Er erfährt, wie Gott ihm nahekommt und Glanz in sein Leben bringt. Sein Traum wird wahr. Er spürt den Frieden im armseligen Stall. Er kann loslassen – und über das Wunder des Kindes staunen: Gott kommt auf die Erde und wird ein hilfloser Mensch. Und zeigt so: jeder Mensch ist ihm wichtig. Gott sieht jeden Menschen freundlich an. Dafür muss keiner und keine den Rücken krumm legen.
So wünsche ich Ihnen ein Weihnachtsfest mit Zeit und Raum für das Weihnachtswunder: Dass die Sorgen und Schwierigkeiten, mit denen wir tagtäglich ringen, ein Stück zurücktreten. Dass ein liebevolles Licht auf unser Leben und unseren Alltag fällt. Dass wir loslassen können und uns öffnen für Gottes Freundlichkeit. Dass wir unseren Träumen nachsinnen können von Frieden in Nah und Fern. So wünsche ich Ihnen frohe und besinnliche Weihnachtsfesttage!“